Schönheit entdecken – Gemeinschaft schenken!

Vor seinem Eintritt in die Gemeinschaft der Seligpreisungen hat Bruder Franziskus-Maria in Karlsruhe (Deutschland) Musik studiert. Seit einigen Jahren setzt er seinen Talent als Komponisten für die gemeinschaftliche Liturgie ein. Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

 

Ist Musik schon immer wichtig für dich gewesen?

Sie ist nach und nach in mein Leben eingetreten. Wir vier Geschwister durften alle Klavier lernen: Zunächst auf einem gemieteten Klavier in der Werkstatt meines Vaters. Unsere Eltern wollten sehen, ob wir beim Klavierspiel bleiben würden.

Habt ihr weitergemacht?

Ja. Besonders hat uns dann ein Lehrer weitergeführt. Er hat uns auch menschlich begleitet. Durch ihn hat sich für uns eine neue Welt eröffnet. So habe ich z.B. die Pianistin Yvonne Loriod und ihren Mann, den Komponisten Olivier Messiaen erlebt. Er sass direkt vor mir und hörte seiner Frau zu. Ein unvergesslicher Moment!

War es schwer, die Musik aufzugeben, als du in die Gemeinschaft eingetreten bist?

Nein, nicht wirklich. Ich wollte vor allem unterrichten, in die Fussstapfen meines ehemaligen Lehrers treten. Er wurde dann auch mein Berater als sich für mich die Frage der Gemeinschaft gestellt hat. Es hat ihn etwas gekostet mich loszulassen – das hat er mir aber erst später gesagt.

Wie sind für dich Musik und Gebet verbunden?

Beim Gebet genügen Worte allein nicht immer. Ich erinnere mich an ein Kirchenlied aus meiner Kindheit. Es heisst Erde singe, dass es klinge… Da habe ich aus Leibeskräften mitgesungen. Der Eindruck, der mir geblieben ist, ist aber mehr als Worte.

Wie bist du zum Komponieren gekommen? Hast du schon immer komponiert?

Mein Bruder konnte Stunden lang am Klavier improvisieren. Ich habe das auch immer wieder versucht, aber es ging nicht. Das Hören auf die innere Stimme blieb mir verborgen.

Wie hast du sie hören gelernt?

Es ist mir irgendwann bei den Psalmen bewusst geworden. Wie ich früher mein Inneres in das Spiel einer Beethoven-Sonate legen konnte, so habe ich eines Tages versucht, Worte der Psalmen in Melodien zu kleiden.

Wie entsteht ganz konkret eine Komposition?

Die Wahl des Textes ist wichtig. Ich frage mich z.B.: Welche Worte wären geeignet für einen Refrain? Welchen Charakter haben sie? Was drücken sie aus? Ich versuche darauf mit Tönen zu „antworten“. Töne haben ja – auch wenn man sie nicht sieht –einen Leib, einen „Klang-Leib“, sonst könnte man sie nicht hören. Hier wirkt auch der Heilige Geist. Ich vertraue, dass er mich an alles erinnert, was er will. Oft werfe ich auch einen Blick auf Maria und bitte sie, dass ich „in ihr komponieren kann…“ Dann lasse ich alles erst mal wachsen.

Dazu kommt dann noch ein weiterer Aspekt: Die Gemeinschaft. Als Komponisten ermutigen und korrigieren wir uns gegenseitig. Was kann man sprachlich oder klanglich verbessern, vereinfachen? Wichtig ist dann das gemeinsame Singen. Finden wir uns als Gemeinschaft in den Gesängen wieder? Wie kommen die Gesänge in den Herzen der Gläubigen an?

Wie viel Zeit brauchst du für ein neues Lied, wie z.B. „Gottheit tief verborgen“?

Bei jedem Stück ist es anders. Gottheit tief verborgen (Adoro te devote) ist in wenigen Tagen entstanden. Für die Werke der Barmherzigkeit hat es länger gedauert. Öfters gab es Änderungen. Das war für die Brüder und Schwestern eine Geduldsprobe.

Was sind deine Lieblingsthemen oder Lieblingsquellen?

Die jüdische Tradition und die Tradition des Ostens sind kostbare Quellen, auch die alten Hymnen der Kirche. Seit einigen Jahren darf ich bei der Theater-Gruppe eines Jugendfestivals mitarbeiten. Es ist erstaunlich was dort Musik auch ohne Worte hervorrufen kann.

Welchen Platz hat Kunst und Musik in der Gemeinschaft der Seligpreisungen?

Als Künstler haben wir einen Auftrag in der Gemeinschaft. Im Buch Exodus heisst es, dass der Herr die Künstler, die beim Bau des heiligen Zeltes mitwirken „mit Namen beruft“ (vgl. Ex 35,30). In der Kirche stehen wir gleichsam im Dienst von Gottes „verborgener Schönheit“, so beschreibt es Benedikt XVI.. Wir dürfen sie sichtbar und hörbar machen. Gott selbst ist ja die schönste Gemeinschaft! Wer die Schönheit seiner göttlichen Gemeinschaft entdeckt, der möchte sie auch anderen schenken.

 

Composition musicale du P. Franziskus-Maria
Hymne eucharistique écrité par Saint Thomas d’Aquin, XIIIème s.

Adoro Te devote

Gottheit tief verborgen,
betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen
bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen
schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder
ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände
täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft
offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen,
nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit,
die nicht trügen kann.

Einst am Kreuz verhüllte
sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen
deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube
in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich,
Herr, um Gnad zu dir.

Eucharistischer Hymnus des hl. Thomas von Aquin (13. Jh.)

Fr. Franziskus-Maria

Fr. Franziskus-Maria est membre de la Communauté des Béatitudes depuis 29 ans. Il a été ordonné prêtre en 2003 et vit au sein de notre foyer de Zug en Suisse germanophone, où il exerce son ministère sacerdotal et œuvre pour la liturgie communautaire.

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