Privataudienz 2023

Ansprache des Heiligen Vaters

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag und herzlich willkommen!

Ich freue mich, mit Ihnen den fünfzigsten Jahrestag Ihrer Gemeinschaft feiern zu können. Ich begrüße den Generalrat, den Apostolischen Assistenten, P. Donneaud, und die hier anwesenden Mitglieder des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens 

Ihr Charisma, das aus dem Schwung der katholischen charismatischen Erneuerung entstanden ist, ist ein Geschenk für die Kirche und für die Welt. Wie wir in Ihrer Regel (vgl. Art. 5) lesen, standen die Pfingsterfahrung und die eschatologische Dimension von Anfang an im Mittelpunkt Ihres Charismas, und unter ihrem Impuls entwickelt es sich weiter und zeigt sich durch das Leben im Geist, die Communio der Lebensstände und die Mission.

Die eschatologische Dimension lässt durch den Lobpreis, die Schönheit der Liturgie, die Hymnen und das geschwisterliche Leben durchscheinen, dass das Reich Gottes bereits mitten unter uns gegenwärtig ist.

Die Pfingsterfahrung ist das Herzstück Ihres geistlichen Lebens. Sie findet ihren Ausdruck in der ständigen Suche nach der Einheit mit Gott, die sich in der täglichen Feier der Eucharistie, in der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments, im Gebetsleben gemäß der Spiritualität des Karmel und in der Suche nach dem ständigen Gebet gemäß der Spiritualität der Ostkirchen konkretisiert. Dieses Gebetsleben ist die Quelle eures geschwisterlichen Miteinanders, das sich an der Liebe der Dreifaltigkeit inspiriert und die es jedem ermöglicht, seine besondere Berufung zu erfüllen.

Das Apostolat, das Sie ausüben, ist sehr umfangreich und vielfältig. Die Liturgie in Ihren Häusern zieht viele Menschen an und die Exerzitien, ob persönlich oder in Gruppen, ermöglichen es Ihnen auch, Ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Darüber hinaus ist die Anwesenheit von Geschwistern an Wallfahrtsorten in Frankreich, Ungarn, Italien und der Elfenbeinküste sowie der Dienst der Priester in den Pfarreien eine wichtige Gelegenheit für Ihr Zeugnis.

Sie haben verschiedene humanitäre Projekte in Entwicklungsländern unterstützt, wie die Aufnahme von Minderjährigen in Schwierigkeiten, die Unterstützung unterernährter oder behinderter Kinder, die Hilfe für benachteiligte Familien und alleinstehende Mütter sowie die Verteilung von Mahlzeiten und Gesundheitsversorgung. In diesen von Armut geprägten Kontexten leiten Sie auch ein Krankenhaus, eine Klinik, ein Augenzentrum und eine Zahnarztpraxis.

Liebe Brüder und Schwestern, all dies ist ein Grund, Gott zu danken. Insbesondere Ihr Einsatz für die schwächsten Menschen, die in einer von der Wegwerfkultur verseuchten Gesellschaft an den Rand gedrängt werden. Es ist gut zu wissen, dass Sie in den meisten Häusern, die sich im Westen befinden, Orte des Zuhörens für diejenigen organisiert haben, die sich in Schwierigkeiten befinden, und dass sich dieser Dienst auch auf die Gefängnisse erstreckt. Es ist wichtig, dass Menschen, die leiden und sich einsam fühlen, Orte finden, an denen sie willkommen geheißen werden und denen sie zuhören können, und Sie leisten einen großzügigen Beitrag dazu.

Ein weiterer Aspekt Ihres Apostolats sind punktuelle Einsätze, wie die, die Sie im Sommer an Ferienorten durchführen: Sie bieten Momente des Gebets, die Messe, die Liturgie, Treffen zur Schulung in Evangelisation, Theater auf den Straßen, Nachtwachen und Nachtevangelisation an. Dieses Engagement zeigt Ihre Offenheit für die Bedürfnisse junger Menschen und Ihren Willen, das Wort Gottes an jeden Ort und in jede Situation zu bringen.

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass Sie internationale Treffen organisieren, wie die, die in Lourdes und Lisieux stattgefunden haben. Diese Treffen sind wichtige Gelegenheiten zur spirituellen Erneuerung für alle Teilnehmer und bieten die Möglichkeit, Erfahrungen mit Christen aus der ganzen Welt auszutauschen.

Schließlich möchte ich es nicht versäumen, Ihre Pilgerreisen ins Heilige Land und an andere Orte des Glaubens zu erwähnen. Diese Reisen sind Erfahrungen von großer spiritueller Intensität, die dazu führen, die Wurzeln des Glaubens zu vertiefen oder manchmal auch zu entdecken und die eigene Beziehung zu Gott zu stärken.

In dieser Hinsicht, liebe Brüder und Schwestern, bin ich Ihnen dankbar für das Engagement, das Sie im geweihten Leben zeigen, und für den Dienst, den Sie der Kirche und der Welt anbieten. Ihre Gemeinschaft, die auf einer Spiritualität der Kontemplation, des Gebets und der Mission beruht, leistet einen wertvollen Beitrag zum interreligiösen Dialog, zur Friedensförderung und zum Schutz der Menschenrechte, und Ihr Zeugnis ist für viele eine Quelle der Inspiration.

Im Gemeinschaftsleben verkörpern Sie die Gabe der geschwisterlichen Liebe, die die Grundlage unseres Christseins bildet, und Sie erinnern sich daran, dass wir nicht dazu berufen sind, allein zu sein, sondern gemeinsam zu gehen und uns gegenseitig im Glauben und in der Liebe zu Gott zu helfen. Das ist die Stärke des geweihten Lebens: das Teilen des brüderlichen Lebens, des Gebets und des Dienstes am Nächsten.

Ich fordere Sie daher auf, vorwärts zu gehen und in Ihrer Mission mit Eifer und ohne Furcht auszuharren, den Glauben mit Freude und Hoffnung zu bezeugen und immer offen und gehorsam gegenüber der Führung des Heiligen Geistes zu bleiben: Er ist der Protagonist des Lebens der Kirche und der Evangelisierung. Ich ermutige Sie, Ihr Engagement für die Ausbildung der jungen Generation und für den interreligiösen Dialog, insbesondere mit unseren jüdischen Brüdern und Schwestern, aufrechtzuerhalten.

Die Heilige Jungfrau bewahre Sie stets in der Freude, Jünger zu sein, in dem freudigen und dankbaren Staunen, dass Sie die Gabe erhalten haben, Jünger des Herrn zu sein. 

Ich segne Sie und alle Brüder und Schwestern der Gemeinde von ganzem Herzen. Und ich bitte Sie, bitte beten Sie für mich. Ich danke Ihnen.

Übersetzung erschienen im L’osservatore romano vom 20. April 2023

Papst Franziskus

17. April 2023

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